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Glastonbury und die Ruinen von Avalon

Ein Reisebericht vom Herzchakra der Erde

von David Luczyn

Kein Ort in England (oder vielleicht sogar Europa) dürfte soviel Mythen und Legenden, spirituelle Aktivitäten, Zentren und Kraftplätze besitzen wie das kleine Städtchen Glastonbury im Südwesten Englands. Damals wie heute zieht dieser Ort magisch die Leute an, die im Netz von Raum und Zeit eine Rolle in der spirituellen Entwicklung des Landes oder sogar des Planeten haben. Für viele ist Glastonbury daher schlicht das Herzchakra der Erde, das legendäre Avalon oder das englische Jerusalem. Hier schlägt der Puls der Zeit stärker als anderswo und hier ist seit Jahrtausenden die spirituelle Bühne für weltbewegende Ereignisse und transformative Prozesse. Glastonbury war und ist seit undenklichen Zeiten heiliger Ort und Pilgerziel. Hier wirkten Artus und Merlin, liebten sich Lancelot und Guinevra und hier begann Parzival seine Gralssuche. David Luczyn ist auch dagewesen und berichtet:

Ein starkes Stück - diese Ruine der Abtei von Glastonbury. Kaum habe ich das nüchterne moderne Kassenhäuschen passiert und die parkähnliche Anlage mit dem kurzen englischen Rasen betreten, verschlägt es mir auch schon die Sprache bzw. die Gedanken. Eine starke faszinierende Wachheit überschattet das Gedanken-Bla-bla und macht mich neugierig.

Gottseidank sind noch nicht soviel Touristen unterwegs und die wenigen verteilen sich großzügig im Gelände. Kaum stehe ich in der Achse der Marienkapelle, reagiert mein Körper auf die starke Schwingung, die hier ruhig und klar direkt in die überdachte Krypta hineinzieht. Diese gilt hier allgemein als eine der stärksten "weiblichen" Kraftplätze und ist gut geeignet, um nach innen zu gehen. Man "fällt" förmlich in Meditation. In der Mitte rechts ein kleiner Raum mit vergittertem heiligem Brunnen.

Nach einer zeitlosen Weile mit wechselnden inneren Bildern aus alten Tagen, die jedoch noch von einem Schleier umgeben, sich dem erkennenden Zugriff entziehen, begebe ich mich zur Stelle des Hochaltars, die durch flache, schwere, schwarze Ketten umgrenzt ist. Ich kann nicht außerhalb stehen bleiben, so stark ist der Sog, dieses heiligste Zentrum zu betreten. Kaum stehe ich drinnen, kommen meine Gedanken ins Stottern und ich habe das Bedürfnis zu beten. Drei Minuten halte ich es aus. dann sagt eine innere Stimme "Geh jetzt - es reicht". Kurz darauf sehe ich einen Mönch über das Gelände gehen und sofort geht mein Puls schneller - dieses Bild ist meiner Seele irgendwie vertraut.

Die Ruinen stimmen mich sowohl nachdenklich als auch sehr meditativ. Ich suche mir einen phantastisch gewachsenen Baum oberhalb der Abtei aus und fühle mich wie zu Hause. Was hat dieser Ort alles gesehen? Geschichte trieft hier aus allen Mauern. Die Abtei von Glastonbury steht an der Stelle der ersten Kirche Englands, die von Joseph von Arimathia erbaut wurde. Jesus soll sogar mit ihm im Kindesalter hier gewesen sein.

Da Glastonbury, die "Insel aus Glas" (aus dem keltischen Namen Ynisvitrin abgeleitet), auch mit dem sagenumwobenen Avalon gleichgesetzt wird, wundert es auch nicht, hier das Grab von König Artus und seiner Frau Geneviere zu finden. Der Mythos vom Gral ist hier überall präsent und es ist nicht schwer, sich Merlin, Artus und die zwölf Ritter der Tafelrunde vorzustellen. Hier in dieser Ruine haben Mönche im 11. Jahrh. das Grab mit den sterblichen Überresten von Artus und seiner Gemahlin Guinevere gefunden. Sie wurden im Jahre 1278 im Beisein von König Heinrich in die Hauptkirche in einen Schrein umgebettet.

Glastonbury liegt im Zentrum einer Ebene, die von Bergzügen umgeben ist und ein Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Diese Ebene war einst ein See und später Marschland, das oft unter Wasser stand. Glastonbury war also ursprünglich eine Insel!! Heute ist es eher (oder immer noch) eine spirituelle Insel. Nirgendwo habe ich bisher so viele New-Age-Läden und -Zentren nebeneinander gesehen. Dabei ist Glastonbury nur ein "Nest" von 7000 Einwohnern. Und was mache ich hier? Ich befinde mich seit einer Woche auf einer Magical Mystery Tour durch Südengland. Nachdem ich das globale "Timeshift" Happening am 26. Juli in Eastborne ohne nennenswerte Bewußtseinsveränderung überstanden habe, ("Der Tag, an dem die Zeit stillstand" lt. José Arguelles) und ich mir meinen Touristenfrust - aber gute Fotos - in Stonehenge geholt hatte, bin ich bereits ein paar kraftvolle Tage im Banne der Steinkreise von Avebury, Europas größter Megalithanlage gewesen.

Am siebten Tag meiner Reise bin ich nun in Glastonbury gelandet und fühle mich - wie bereits erwähnt - "zu Hause angekommen". Dieses Gefühl hatte ich auch als ich im Garten des Ramala-Zentrums wandelte, das als Guesthouse jedem offen steht. Fast zu schön, um wahr zu sein. Mittendrin eine mindestens 300-jährige Eiche von einem Umfang, wie ich es noch nie gesehen habe; daneben ein kleines rundes Meditationshäuschen in der Form einer geschlossenen Schale, den Gral symbolisierend.Alles so liebevoll gemacht, eine Augenweide für Herz und Seele. Seit vielen Jahren wird hier gechannelt. Drei Bücher füllen bereits die "Botschaften und Offenbarungen von Ramala", einer Wesenheit, die durch David Jevons seit über 20 Jahren spricht und die mittlerweile in drei Sprachen übersetzt wurden (in deutsch bei Hugendubel). Hier verbringe ich meine ersten zwei Nächte, die wegen der großen Videobibliothek zu recht langen Nächten werden.

Gleich am ersten Abend begebe ich mich, nach einem kurzen Erfrischungssprung in den Swimmingpool ((mit dem phantastischen Gemälde der Begegnung von Drache und Einhorn, (Bild) )) auf den Berg hoch zum sagenumwobenen Turm, zu dessen Füßen das Center liegt. Das Bild des Turmes auf dem Berg ist wie ein archetypisches Symbol in meiner Seele eingraviert. Es erinnert stark an die Tarotkarte.Es kann kaum Zweifel daran geben, daß die Priester des alten Sonnenkultes hier eine heilige Stätte hatten.

Die St.Michaels-Leyline, die quer durch Südengland verläuft und zahllose St.Michaels Kirchen und andere heilige oder markante Stellen miteinander verbindet, läuft hier genau in labyrinthähnlichen Schlangenbewegungen den Berg hoch und um den Turm herum wo sie der St. Mary Line "begegnet". Das Phänomen dieser "männliche" Energielinie, die in der St. Mary Line ihr Ergänzung findet füllt ein ganzes Buch und ist von vielen Rutengängern bestätigt worden. Es paßt zum Mythos alter Fruchtbarkeitsrituale - der Begegnung des Männlichen und Weiblichen zun Segen der Erde.

Unzählige Menschen hat dieser Berg zu allen Zeiten angezogen. Eine heilige Kultstätte und eine Schule der Druiden soll es hier vor der Christianisierung bereits gegeben haben. Dion Fortune, die bekannte englische Mystikerin, hat hier gelebt und gewirkt. Große globale Happenings und Meditationen haben für England hier ihr Zentrum gehabt. Für die spirituelle Szene hier ist Glastonbury das Herzchakra der Erde. Robert Coon ein lokaler "Mystiker" hat darüber einige Bücher veröffentlicht und nicht nur er ist überzeugt das Glastonbury eine wichtige Rolle im globalen Erwachen spielt. Stonehenge ist hier out und nur Avebury hat noch ähnliche Qualitäten und Bedeutsamkeiten aufzuweisen.

Aber weiter den Berg hinauf. Ich bin natürlich nicht der einzigste, den es hier zum Sonnenuntergang hinaufzieht. Ein paar Touristen, junge Leute, Kühe und Schafe treffe ich noch an. Je höher ich komme, desto windiger wird es. Im 11. Jahrhundert wurde hier die erste Kirche errichtet, im 13. die zweite und der jetzt noch übriggebliebene Turm stammt aus dem 14. Jahrhundert und bietet innen freie Sicht nach oben. Die meisten Leute, die sich hier oben zu dieser Zeit aufhalten, dürfte das kaum interessieren. Es ist die unbeschreibliche Magie und der Mythos des Ortes, der sie ebenso wie mich anzieht. In manchen Morgenstunden, wenn Glastonbury noch in Nebel eingetaucht ist, fühlt man sich hier wahrhaftig wie auf einer Insel über den "Nebeln von Avalon".

Als ich andachtsvoll um den Turm herumschreite und das Tor betrachte, kommt (filmreif) eine bildschöne Fee (oder ist es Morgaine) in Leggins und Schlabberjacke aus dem Tor und schaut suchend in die Ferne. Ich bin so fasziniert von dem Anblick, daß ich vergesse, meine Kamera zu zücken und so entschwebt sie mir wieder.

Der scharfe, zunehmend kalte Wind beginnt mich zusehens zu ernüchtern. Die Sonne bereitet ihren täglichen Abgang vor, für den etwa ein Dutzend Zuschauer erwartungsvoll auf die Himmelsbühne starren. Leider ist dieser etwas farblos heute. Zuviele Wolken sind als Statisten unterwegs.

Als ich von Glastonbury Tor - so heißt der heilige Berg - (Tor ist altkeltisch und heißt Berg) heruntersteige, zieht mich ein seltsam fremd-vertrauter Ton in seinen Bann. Ich folge der magischen Schwingung direkt in die "Unterwelt", dem urigsten Café , das ich je gesehen habe. In den ehemaligen Wassertank der heiligen "weißen Quelle" hineingebaut ist, die hauptsächlich von jungen Leuten besuchte Lokalität, ein Treffpunkt seltsamster Gestalten. ("Freaks" aller Schattierungen)

Ein kleiner Kristalladen gibt dem ganzen noch ein Touch von New Age. Das Größte ist die Quelle, die hier aus der Erde kommt und wie ein Altar von Kerzen, Blumen und anderen Utensilien umstellt ist. Das heilige, sehr kalkhaltige Wasser fließt quer durch das ganze Undergroundcafé und bestimmt durch das Plätschern die Atmosphäre. Nur 20 m weiter auf der anderen Seite der Straße befindet sich Chalice Spring , die rote, sehr eisenhaltige Quelle, die wegen ihrer Heilwirkung weit über Glastonbury hinaus bekannt ist. Der Legende nach soll Joseph von Arimathea hier die beiden Gefäße mit dem Blut und dem Schweiß von Jesus Christus vergraben haben. Andere Legenden besagen das Artus hier den ihm anvertrauten GralsKelch (chalice) versteckte. Die Quelle ist Merlin geweiht und als Touristenattraktion leider nur von 9-18 Uhr zu besichtigen. Trotzdem strahlt sie eine unglaubliche Kraft und großen Frieden aus.

Ich bin der erste Gast und habe so Gelegenheit Rainbow Raven, der gerade als Kellner Dienst schiebt, kennenzulernen. Sechs Monate hat er in einer Höhle gelebt, danach sechs Monate im Wald und nun seit sechs Monaten hier "unter der Erde". Ein liebenswerter sympathischer Freak, der gut Gitarre und Flöte spielt und sich wie viele von Glastenbury nicht mehr wegdenken kann. Nach einer vegetarischen Lasagne und viel heiligem Wasser will ich mich gerade zurücklehnen, als die Tür auf und mein Mund nicht mehr zugeht. Lauter bunt und phantasievoll verkleidete und angemalte Gestalten spazieren herein und machen es sich rund um mich herum gemütlich. Das "kleine Volk", könnte man meinen, feiert eine Party.

Ich bin - so erfahre ich langsam - in eine Premiere der besonderen Art geraten. Zum ersten Mal seit wer weiß wie vielen Jahrhunderten feiern die zeitgenössischen Hexen, Magier, Elfen, Gnome, Freaks und Hippies das keltische Fest Lughnasath. Lugh, der keltische Sonnengott, auch Eichenkönig genannt, zieht sich an diesem Tag, dem 31. Juli, zurück in die Erde und bringt ihr die Kraft der Sonne, was u.a. der Ernte zugute kommen soll. Ich komme aus dem Wundern ob all der Geschichten, die ich zu hören bekomme und der magischen Atmosphäre nicht mehr heraus, was gut zwei Stunden dauert, bevor ich "nach Hause" schwebe.

Kurz nach meinem Abgang, so erfahre ich später, hat es noch magische Pilzsuppe und "Friedenspfeifen" gegeben. Den Eichenkönig muß das voll ausgespaced haben, es heißt er habe mental das Reich von Gwynn ap Nudd, dem Herrn der Unterwelt und König der Feen, betreten; nur hat er sich leider bisher an nichts mehr erinnert. Gut, daß er nur mental in den Berg gegangen ist, denn alle, die bisher physisch in den Gang oberhalb der Quelle hinein sind, der bis unter den Turm führen soll, sind entweder verrückt, stumm oder gar nicht mehr herausgekommen. Zum Beispiel die 30 Mönche, die der Legende nach während ihres Gesanges in der Abtei erlebten, wie sich ein Tor auftat, tapfer den unterirdischen Gang betraten, aber bis auf dreien nie mehr gesehen wurden und von jenen dreien war nichts zusammenhängendes mehr zu erfahren.

In den nächsten Tagen lerne ich durch eine hier wohnende Deutsche verschiedene lokale Persönlichkeiten und Buchautoren zum Thema "Mythos Glastenbury" kennen und erfahre die neuesten Neuigkeiten und verschiedene Insider-Informationen, u.a. auch bezüglich der hier sehr aktuellen Kornkreise. Diese werden hier als Botschaften aus anderen Dimensionen bzw. von der Erde gewertet und als tempelähnliche Meditations- und Einweihungsstätten mit heilenden und bewußtseinserweiternden Qualitäten angesehen.

Es ist hier üblich, spät nachts rauszufahren, sich auf einen geeigneten Berg zu setzen, um am Morgen der erste zu sein, der sich in eventuell neu entstandene Kreise hineinbegibt. Das garantiert höchstes und stärkstes Energieniveau.

Die Insider spüren und wissen sofort, was getürkt und was echt ist, und für die letzteren sind sie gern bereit, sich eine (evtl. auch vergebliche) Nacht um die Ohren zu schlagen. Das kann bei den englischen Wetterverhältnissen durchaus sehr feucht ausgehen, denn so schnell wie sich das Wetter hier ändert, kann man sich gar nicht umziehen.

Aber das Leben in England und vor allem in Glastonbury ist nicht nur kornkreis- und wettermäßig voller Überraschungen.

Aus meinen geplanten zwei Tagen sind mittlerweile fünf geworden, und ich habe immer noch nicht alles gesehen. Ich werde es wohl auch nicht schaffen, zu viele magische und legendäre Kraftplätze gibt es hier und zu viele interessante Leute.

In der High Street findet der New Age-Traveller mehrfach alles, was das suchende Herz begehrt: Zwei esoterische Buchläden, Tarot- und Astro-Readings. Channeling, Massage, Kristall-, Duft- und Kräuterläden, drei vegetarische Vollwertcafés, diverse Zentren und fast täglich Meditationen, Vorträge und Seminare. Eine kleine Eso-Messe im Herzen von Glastonbury, sieben Tage die Woche, das ganze Jahr hindurch.

Das Portemonnaie wird hier schnell um einige Pfunde leichter, aber "Contact is easy" in der "Glastenbury Experience", so heißt der gemütliche Innenhof mit den verschiedenen New Age Shops. Hier läßt es sich aushalten, hier kann man sich erholen. Ich war jedenfalls sehr fasziniert von diesem Fleckchen Erde.

David Luczyn

Literaturempfehlungen:

Dion Fortune, Glastonbury - das englische Jerusalem - Avalon und der heilige Gral
Goldmann Verlag (Mag. Reisen)

Morya Caldecott, Die grüne Göttin und der König der Schatten
Neue Erde Verlag
Ein Roman aus mittelalterlichen Zeiten um den Mythos keltischer Gottheiten und Rituale in Glastonbury.

Mehr zum Thema findet sich auch im Buch "Magisch Reisen Deutschland" von David Luczyn, das mit über 100 Kraftorten in ganz Deutschland bei Goldmann/Arkana herausgekommen ist. (bisher 9 Auflagen mit 38 000 verkauften Büchern)
ISBN: 3-442-21593-5
Goldmann/Arkana, 350 S., € 12,50,-
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